Hinweise


Willkommen

Navigation


Partner Links

 
Antwort Themen-Optionen Ansicht
Ungelesen 02.12.18, 18:37   #1
Benutzerbild von Kundendlenst
Mitglied seit: Dec 2018
Beiträge: 32
Kundendlenst ist offline
Kundendlenst
Member
 
Die europäische Armee ist ein Symbol für Ideenlosigkeit

Zitat:
Die Idee taucht immer wieder in europapolitischen Reden auf wie der Deus ex Machina im antiken Theater. Wenn auf der Bühne nichts mehr lief, konnte einst ganz unversehens die Bühnenmaschinerie eine Gottheit einführen, die willkürlich ins Geschehen eingriff und eine unverhoffte, erlösende Wende in einer vertrackten Situation einleitete. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Strassburg vor den Abgeordneten des EU-Parlaments stand und ihren Beitrag zur «Debatte über die Zukunft Europas» abliefern sollte, erwartete niemand, dass die Kanzlerin der EU neue Impulse verleihen würde. Erstens sind hochtrabende Visionen Merkels Sache nie gewesen. Zweitens hat die Kanzlerin zwei Wochen nach der Ankündigung ihres durch schwere Wahlniederlagen im Inland erzwungenen Rücktritts vom Vorsitz der CDU nicht mehr die Kraft, Europas Entwicklung zu lenken.

Scheinbare Einigkeit
Die Befürchtungen haben sich bestätigt. Nichts zeigt dies deutlicher als jener Teil von Merkels Rede, der im Parlament und in den Medien sogleich die grösste Resonanz erhalten sollte. Die Kanzlerin sprach sich mit Verve für die Schaffung einer «echten europäischen Armee» aus. Eine solche würde der Welt zeigen, erklärte sie, dass es zwischen den europäischen Ländern nie wieder Krieg gebe. Die Forderung wurde mit lautem Klatschen und auch mit unüberhörbaren Buhrufen quittiert. Das Ziel war erreicht. Merkel erhielt die erwünschte Medienaufmerksamkeit. Die Assoziation mit dem Ersten Weltkrieg, dessen Ende vor hundert Jahren eben erst gefeiert worden war, verlieh ihrem Auftritt Gewicht. Durch das Anknüpfen an dieselbe, fast mit identischen Worten vor einer Woche vorgetragene Forderung des französischen Präsidenten Macron wurde der Anschein von Einigkeit und Handlungsfähigkeit in der EU suggeriert.

Dabei weiss jeder, dass davon keine Rede sein kann. Die europäische Armee, über die seit mehr als zehn Jahren in Brüssel und anderen Hauptstädten geredet wird, ist eine Fata Morgana, die immer wieder dann auftaucht, wenn von Blockaden, Ideenlosigkeit und Streit innerhalb der Union abgelenkt werden soll. Das von Macron nach seiner Wahl zum Präsidenten im Frühjahr 2017 forsch vorgetragene Programm zur vertieften Integration der Euro-Zone zwecks weiterer Umverteilung finanzieller Risiken ist nicht vorangekommen. Nordische Mitgliedsländer wie auch Angela Merkel traten unter dem Druck wachsender innenpolitischer Opposition von rechts auf die Bremse. Die Disziplinierung ostmitteleuropäischer Beitrittsländer in Sachen Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung stockt ebenfalls. Und von Einigkeit in der Migrationspolitik fehlt jede Spur.

Eine Prise Anti-Trumpismus hilft
Doch das grosse Ablenkungsmanöver mit der europäischen Armee funktioniert immer. Und wenn es auch noch mit einer Prise Anti-Trumpismus gewürzt werden kann, wie dies Macron vor einer Woche mit seinem Hinweis getan hat, Europa müsse sich mit Blick auf autoritäre Mächte wie China, Russland und sogar die USA verteidigen können, ist es sogar populär. Vollkommen ausgeblendet werden dabei grundlegende Fragen: Wie soll eine europäische Armee im Bedarfsfall je eingesetzt werden können, wenn sich die Mitgliedsländer nicht einmal auf eine gemeinsame Aussenpolitik einigen können? Wie sollen die theoretisch möglichen erheblichen Synergie- und Effizienzgewinne realisiert werden, wenn sich die EU-Staaten wegen partikularer Industrieinteressen nicht einmal zu punktuellen gemeinsamen Beschaffungsmassnahmen in der Rüstung zusammenraufen können? Weshalb diskutiert Europa die Schaffung einer gemeinsamen Armee, wenn es doch den schon längst bewährten, aber unterfinanzierten gemeinsamen Verband im Rahmen der Nato gibt? Wie sollen die beiden Strukturen nebeneinander funktionieren? Auf all die Fragen fehlen überzeugende Antworten. Natürlich weiss das auch Merkel selbst. Sie sprach deshalb von einer «Vision, an der Europa arbeiten» sollte. Mit anderen Worten von einer Fata Morgana. Aber immerhin hilft das über einen trostlosen Auftritt hinweg.
https://www.nzz.ch/meinung/die-europ...mee-ld.1436301

Mit Zitat antworten Beitrag melden
   
Antwort


 

Ähnliche Themen
Thema Forum
Europäische Prophetie- Das Ende der Welt ist nahe? Fun/Spam
Was ist das für ein Symbol? Windows 10


Tags
-

Themen-Optionen
Ansicht



Jetzt registrieren


Registrieren | Forum-Mitarbeiter | Kontakt | Nutzungsbedingungen | Archiv

Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:03 Uhr.

All trademarks are the property of their respective owners.
Copyright ©2019 Boerse.IM/AM/IO/AI



().