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Ungelesen 21.08.16, 10:09   #33 Top
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Mitglied seit: Aug 2014
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emmet ist offline
emmet
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Seid ihr schon einmal fremd gegangen?

Oh...was für eine Frage.

Dazu müsste man erst mal "fremd gehen". Aber gehen wir nicht alle irgendwann mal in unseren Gedanken fremd?

Ist es der Blick nach dem/der attraktiven Unbekannten? Die geheime Sex-Phantasie die man im Kopf hat? Der Film/das Buch bei dessen Handlung man sich etwas wünscht? Die Kollegin/der Kollege mit der man in der Kantine belanglos flirtet?

Trotzdem bleibt man seinem gegebenen Versprechen treu und lebt mit dem Partner, sieht dabei zu wie aus dem leidenschaftlichen Feuer ein kraftloses Flämmchen wird und träumt dabei von vergangenen Zeiten.

Man hat sich arrangiert, hat sich einen gemeinsamen goldenen Käfig mit Haus, Kinder, Auto, und Karriere gebaut und die Liebe zum Partner hat sich in eine respektvolle Zuneigung, ähnlich einer innigen Freundschaft verwandelt, verstärkt durch die unzähligen Ereignisse aus der gemeinsamen Vergangenheit. Man möchte sich nicht verlieren, aber der Zauber des "Feenstaubs" wurde durch den Nieselregen weggewaschen.

Und irgendwann nach vielen Jahrzehnten im kühlen Alltagstrott, wenn man es am wenigsten erwartet sieht man diese(n) wunderbare(n) Frau/Mann und die Hitze des Feuers nach der man sich unbewusst so lange gesehnt hat ist plötzlich wieder da. Man kämpft dagegen an, ermahnt sich, dass man ja eine "glückliche Beziehung" hat und ringt dieses Gefühl nieder.

Während man noch Stolz auf den Sieg der eigenen Vernunft ist, erzählt dir der/die Unbekannte unter Tränen dass er/sie gebunden ist, aber DU die Liebe ihres Lebens bist. Du kannst dich nicht Trennen, kannst deine(n) Frau/Mann aus tausend Gründen nicht verlassen, würdest niemals deine Kinder aus ihrem gewohnten Leben reißen.

Eine zarte Berührung, ein schüchterner Kuss und schon fegt dich das Schicksal von den wackligen Füßen und du stürzt in eine Affäre die du dir mit Logik nicht erklären kannst. Seltsamerweise fühlt sich danach plötzlich alles richtig an obwohl es falsch sein sollte.

Vielleicht erfährst du nach Jahren durch Zufall dass dein Ehepartner sich schon lange vor dir in der selben Situation befunden und genauso entschieden hat, und du verstehst endlich den Witz den das Leben dir erzählt. "Man muss das Leben tanzen" (Nietzsche).

Liebe ist wie ein Schmetterling dessen Weg wir nicht vorhersagen können. Wir versuchen ihn zu fangen, hoffen dass er tot und aufgespießt hinter Glas die Zeit unserer Zweisamkeit überdauert und wünschen uns dabei mit jedem Tag mehr seinen Flügelschlag zu hören.

Treue im Leben ist wichtig. Wer aber Liebe aus Gründen der Rationalität und Moral ablehnt wird am Ende bereuen dass er/sie eine der unwiederbringlichen Gelegenheiten in seinem Leben geliebt zu haben nicht genutzt hat.

Hans Lohberger sagte dazu: "Treue ist meist nur noch die zur Moral erstarrte Liebe von gestern".

So, und jetzt können alle selbsternannten "Moralapostel" über mich herfallen!

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